Vergangenen Mittwoch wurden die Bregenzer Festspiele mit einer eindrucksvollen Eröffnungszeremonie am malerischen Bodensee eröffnet, bei der Kunst und Kultur im Mittelpunkt standen. Im Mittelpunkt stand die Kunst in schwierigen Zeiten. Kunst als transformative Kraft, Reflexion und Inspiration. Kunst als Zeichen der Hoffnung. Darf man in unruhigen Zeiten Spaß haben, feiern und das Leben genießen, während anderorts Katastrophen, Kriege und Konflikte herrschen?
Diesen Fragen bin ich, gemeinsam mit der angesehenen Münchner Designerin und Künstlerin Lia Bach nachgegangen, denn wir waren für euch live mit beim Festakt zur Festspieleröffnung dabei.
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Die Eröffnungsreden der Bregenzer Festspiele 2024
Hans-Peter Metzler, Präsident der Bregenzer Festspiele, eröffnete die Veranstaltung mit einem Zitat von Leonard Bernstein, das die transformative Kraft der Kunst in unruhigen Zeiten hervorhob. Er betonte, dass Musik und Kunst nicht nur Trost spenden, sondern auch das Bewusstsein schärfen, Empathie fördern und als Quelle der Inspiration dienen können. Die diesjährigen Festspiele stehen im Zeichen von Webers „Der Freischütz“, einem Werk, das Natur, Schicksal und menschliche Tugenden thematisiert und somit eine zeitlose Relevanz besitzt. Metzler betonte, dass jede Aufführung eine Chance biete, zu fühlen, zu reflektieren und zu wachsen.
In seiner Rede begrüßte Metzler zahlreiche Ehrengäste, darunter den Bundespräsidenten Alexander van der Bellen und Vize-Kanzler Werner Kogler sowie Mitglieder der Bundesregierung und Vertreter internationaler Partner. Besonders hob er die kürzlich abgeschlossenen umfangreichen Renovierungsarbeiten an der Seebühne und dem Festspielhaus hervor, die durch Investitionen von über 78 Millionen Euro ermöglicht wurden und zukunftsweisende Infrastruktur schaffen.
Emotionaler Höhepunkt der Rede war der Abschied von Elisabeth Sobotka, der langjährigen künstlerischen Leiterin der Festspiele. Metzler würdigte ihre visionäre Führung und ihren Beitrag zur Entwicklung des Festivals, der sowohl künstlerische als auch wirtschaftliche Erfolge brachte. Sobotka habe es verstanden, kreative Visionen mit wirtschaftlicher Realität zu verbinden und neue Formate wie das Opernstudio und Opernatelier erfolgreich zu etablieren. Ihr Weggang markiert das Ende einer Ära, doch ihr Vermächtnis wird das Festival weiterhin prägen.
Metzler dankte abschließend allen Anwesenden und rief dazu auf, die Bregenzer Festspiele 2024 zu beginnen, die mit einem herausragenden Programm einen vielversprechenden Sommer versprechen.
Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler eröffnete seine Rede bei den Bregenzer Festspielen mit einem Gedankenexperiment: „Stell dir vor, die Welt wäre ganz anders.“ Angesichts der zahlreichen globalen Krisen und der negativen Nachrichtenlage betonte Kogler die Notwendigkeit, der Versuchung von einfachen Antworten und Parolen zu widerstehen. Er warnte vor der Verrohung der Sprache in der Politik und deren potenziellen Auswirkungen auf reale Gewalt. Kogler appellierte an Politiker und Bürger gleichermaßen, Fehler zuzugeben, Widerspruch zuzulassen und aus diesem zu lernen, um die Demokratie zu stärken.
Kogler hob die Bedeutung der Kunst als Gegenmittel zur Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit der modernen Informationsgesellschaft hervor. Er betonte, dass Kunst durch ihre Komplexität und Tiefe zur Achtsamkeit und ernsthaften Auseinandersetzung anregt. Besonders würdigte er die Arbeit von Elisabeth Sobotka, die in ihren zehn Jahren als künstlerische Leiterin der Bregenzer Festspiele vielen Menschen, insbesondere Jugendlichen, die Faszination an der Kunst nähergebracht habe. Sobotkas Beitrag zur kulturellen Bildung und ihr Mut zu neuen Wegen wurde als wertvoll für die Zukunft des Festivals betont.
In einem weiteren Schwerpunkt seiner Rede sprach Kogler über die Gefahren von Desinformation und gezielter Propaganda, die die Grundlagen der Demokratie unterminieren. Er forderte eine kritische Auseinandersetzung und die Nutzung des Verstandes, wie es schon Immanuel Kant gelehrt hatte, um eine gesunde Debattenkultur zu fördern. Kogler machte deutlich, dass demokratische Prozesse von Diskussion und Kompromissen leben und dass diese nicht als Schwäche, sondern als Stärke der Demokratie zu verstehen seien.
Zum Abschluss richtete Kogler den Blick nach vorn und betonte die Chancen und Möglichkeiten, die in der ökologischen Transformation und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit liegen. Er rief dazu auf, die Herausforderungen der Zeit mit Mut, Vernunft und Kreativität anzugehen, um eine solidarische Gesellschaft in einer intakten Natur zu gestalten. Mit einem Zitat aus den „Peanuts“ schloss er seine Rede optimistisch und ermutigte dazu, jeden Tag zu nutzen, um die Welt ein Stück besser zu machen.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hielt bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele eine bemerkenswerte Rede, die das Publikum gleichermaßen zum Lachen brachte und zum Nachdenken anregte. Er nutzte die Gelegenheit, um die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu thematisieren, wobei er betonte, dass die ständige Vereinfachung und Polarisierung unserer Debattenkultur gefährlich sei. Van der Bellen kritisierte die Tendenz, komplexe Themen in einfache Gegensätze zu zerlegen, was letztlich zu einer Spaltung der Gesellschaft führe.
Er forderte die Zuhörer auf, die Schwarz-Weiß-Denkmuster zu durchbrechen und die Vielfalt der Meinungen und Lebensstile zu akzeptieren. „Die Welt, über die wir öffentlich sprechen, ist ganz einfach. Sie ist blitzschnell erklärt. Sie ist eindeutig. Etwas ist entweder schwarz oder weiß, groß oder klein, oben oder unten, gut oder böse. Dazwischen gibt es nichts.“ Anhand humorvoller Beispiele zeigte er, wie widersprüchlich Menschen sein können und dass es wichtig sei, diese Widersprüche zu akzeptieren und als Teil des gesellschaftlichen Miteinanders zu sehen. „In welche Schublade kommt denn bei Ihnen zum Beispiel jemand, der eigene Biogurken erntet und ein Schweinsschnitzel dazu isst? Oder eine Person, die täglich in die Arbeit radelt und im Sommer mit dem alten VW-Bus durch Italien fährt?“
Er warnte vor den Gefahren der Spaltung und dem Gift der Verachtung, das die Gesellschaft und das Miteinander vergifte. „Spaltung ist ein Gift. Sie vergiftet, was wir denken, sie vergiftet, wie wir miteinander reden. Und sie vergiftet, was wir tun: Schuldige suchen. Andersdenkende verachten und verspotten. Das Gegenüber abwerten.“ Seine Botschaft war klar: Anstatt sich von einfachen Parolen und Gegensätzen leiten zu lassen, sollten wir uns auf das Verbindende konzentrieren und die Vielfalt in unserer Gesellschaft als Stärke begreifen.
Die Rede von Van der Bellen war ein Highlight der Eröffnungszeremonie und zeigte, wie wichtig differenzierte Gespräche und gegenseitiges Verständnis sind. Mit seinem Aufruf, das Schwarz-Weiß-Denken zu überwinden und die gemeinsame Basis zu suchen, setzte er einen nachdrücklichen Akzent für die Festspiele und die gesellschaftliche Debatte in Österreich. „Wer weiß – am Ende kommt vielleicht heraus: Es gibt mehr, das uns verbindet als das uns trennt.“ Seine Worte, die ernsthafte Themen mit humorvollen Einlagen verbanden, wurden mit großem Applaus bedacht und bleiben sicherlich lange in Erinnerung.
Ein wundervolles Programm
Abseits der Reden bestach die live im TV übertragene Eröffnung durch beeindruckende Darbietungen der Festspiel-Künstler, die in vielfältigen Auszügen das Festspielprogramm auf höchstem Niveau vermittelten. Moritz von Treuenfels brillierte als Moderator in perfekten Reimen als Teufelsfigur Samiel aus „Der Freischütz“.
Brilliant wie immer, die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Enrique Mazzola. Ebenso mit am Dirigentenpult diesen Vormittag Yi-Chen Lin und Claire Levacher.
Insgesamt ein wundervoller Einblick in das vielfältige, sehenswerte Programm.
Beeindruckende Zahlen
Bis zum 18. August stehen am Bodensee 83 Veranstaltungen auf dem Programm, für die rund 227.000 Karten aufgelegt wurden. Bereits zu Beginn der Festspiele waren 85 Prozent der Tickets gebucht. Den künstlerischen Auftakt bildete die Premiere von Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ am Mittwochabend, erstmals als Spiel auf dem See. Für die 28 Aufführungen von „Der Freischütz“ wurden 199.000 Karten verkauft. Als Oper im Festspielhaus wird Gioachino Rossinis „Tancredi“ gezeigt, dessen Premiere Donnerstagabend stattfand. Das Programm umfasst zudem drei Uraufführungen: die Opernwerke „Unmögliche Verbindung“ und „Hold Your Breath“ sowie das Theaterstück „Mondmilch trinken“. Der ehemalige Bregenz-Intendant David Pountney las bei der Eröffnungsfeier aus dem Libretto zu „Hold Your Breath“, das seine Handschrift trägt.
Wer nun neugierig geworden ist, sollte schnell sein und sich eine der noch vorhandenen Restkarten holen. Die Bregenzer Festspiele sind immer einen Besuch wert.
Mein persönliches Fazit:
Ich komme jedes Jahr gerne hierher nach Bregenz. Besonders schätze ich die Vielfalt, die künstlerische Qualität aber auch den Service an sich bei diesen Festspielen. Alles verläuft unkompliziert, schnell und wenn man eine Frage hat, wird einem immer durch kompetente, freundliche Mitarbeiter:innen weitergeholfen. Ein Service, das ich so nur von sehr wenigen Veranstaltungen kenne aber dennoch viel zu einem entspannten Kulturerlebnis beiträgt.
Vielen Dank dafür und vielen Dank, dass ich nun seit 2019 jedes Jahr hier mit dabei sein darf.
Ich freue mich bereits jetzt schon auf die Bregenzer Festspiele 2025.
Sichert euch jetzt noch die heiß begehrten Tickets unter:
https://bregenzerfestspiele.com/de/karten/spielplan?
Den Link zu den Karten findet ihr ebenso in der BIO unseres Instagram Kanals face.bmc.
Mitte August steht für mich dann der Besuch des Freischütz auf der Seebühne an. Auch darüber folgt ein Ausführlicher Beitrag.
Seid gespannt …
Ich wünsche allen bis dahin wunderschöne und eindrucksvolle Bregenzer Festspiele!
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